Man mag es kaum glauben, aber Halloween ist in Italien bereits seit Jahrhunderten verankert, nur unter vielen verschiedenen Bezeichnungen lokaler Bräuche und das von Nord- bis Süditalien.
Die typischen Protagonisten des Feiertags, die jedes Jahr am 31. Oktober zelebriert werden, wie spitze Hüte, Geister, Spinnen, Fledermäuse und natürlich Fledermäuse sind je nach Gegend zum Teil auch vertreten.
Ebenso das von „Tür-zu-Tür-Gehen“ und das Aufsagen bestimmter Verse wie „Süßes oder Saures“ kennen die Italiener. Aber es gibt auch zahlreiche regionale Traditionen und Volksglauben, die zwar schon jahrhundertealt sein können, aber noch heute lebendig in den Köpfen der Menschen sind.
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Halloween-Bräuche in Italien
In Italien bringt das Halloween-Fest zahlreiche lokale Bräuche, Traditionen und Kuriositäten mit sich, wie die nachfolgenden Beispiele zeigen. Wichtig zu wissen ist, dass Halloween in Italien oft mit dem Totenglauben der nachfolgenden Feiertage wie Allerheiligen und Allerseelen verknüpft ist. Halloween stellt in Italien kein gesetzlicher Feiertag dar. Es ist ein Volksglaube. Alle Geschäfte, Museen und Sehenswürdigkeiten sind also regulär geöffnet.
Freudenfeuer und Fegefeuerhäupter in Apulien
In einem apulischen Dorf in der Provinz Foggia, in Orsara di Puglia, feiern die Dorfbewohner anstatt Halloween die Nacht der „Fucacoste e Cocce Priatorje“, was so viel heißt wie „Freudenfeuer und Fegefeuerhäupter“. Dabei stellen die „Cocce“ geschnitzte Kürbisse dar, die ursprünglich die Form eines Kreuzes hatten und in denen Kerzen brannten. Jedoch hat dies ursprünglich gesehen nichts mit dem Fest Halloween in Italien zu tun, sondern vielmehr mit einem Volksfest, das anscheinend bereits aus dem Jahr 1000 stammt. Dieses Fest in Apulien wurde als „Nacht des Fegefeuers“ in der Nacht vom 1. auf den 2. November gefeiert. Dabei stellte man Kürbisse mit dem Symbol des Kreuzes vor die Häuser, um die Seelen der Verdammten vom Festmahl am Abend zu vertreiben, denn zu diesem hatten nur die guten Seelen Zutritt.
Um Mitternacht gingen schwarz gekleidete Kapuzenmänner in einer Prozession durch die Gassen, klopften an alle Türen und baten um „l’aneme d’i murt“, was so viel heißt wie „die Seelen der Toten“. Sie wollten aber keine Seelen von Toten, sondern Reste des Festmahls, die sie anschließend an die Armen weiterverteilten. Sie trugen stets eine Laterne mit sich, um sich zu wärmen: Deshalb wurde der Umzug ‚Fucacoste‘ (‚mit Feuer‘) genannt. Noch heute zelebriert man in Orsara dieses Fest.
Geschnitzte Schädelkürbisse in Kalabrien
In dem rund 6.500-Seelen-Städtchen Serra San Bruno in der Provinz Vibo Valentia in der Region Kalabrien schnitzen Kinder den Kürbis als einen „coccalu di muortu“, als einen Schädel mit dem sie dann durch die Straßen ziehen und Passanten und Bewohner fragen: „Mi lu pagati lu coccalu?“, was so viel heißt wie „Bezahlst du mir den Schädel?“. Dann erhalten sie entweder ein paar Münzen oder Süßigkeiten.
Die Kürbisse „Cocce de morte“ in den Abruzzen
In den Abruzzen werden von Kindern und Jugendlichen Kürbisse herumgetragen, die „Cocce de morte“ genannt werden. Sie agieren als Personifikationen der Toten. Wenn sie an eine Tür klopfen, sagen sie: „L’aneme de le morte!“, was so viel heißt wie die „Seelen der Toten“. In der Regel werden den Kindern Süßigkeiten, Trockenfrüchte oder Kleingeld gegeben. Manchmal werden die Gaben von Liedern begleitet, wie in Pettorano sul Gizio in der Provinz L’Aquila, einem der schönsten Dörfer Italiens, wo diese Worte zu Halloween gesungen werden:
„Ogge è lla feste de tutte li sande:
Halloween-Gesang in den Abruzzen
Facete bbene a st’aneme penande…
Se vvu bene bene de core me le facete,
nell’altre monne le retruverete.”
Der Korb voller Spielzeug und Süßigkeiten
Auf Sizilien wird das „Festa dei Morti“ gefeiert, was die Kinder auf der Insel sehnlichst herbeisehnen, denn sie erhalten von ihren verstorbenen Verwandten den „cannistro“, einen Korb voller Spielzeug und Süßigkeiten, geschenkt. Natürlich nur, wenn sie brav waren. Wenn sie unartig waren, laufen sie Gefahr, mit einer Reibe an den Füßen gekratzt zu werden. Die Reibe wird vorher von den Kindern sorgfältig versteckt, um Strafen zu entkommen.
Die Kinder beten dann mit folgenden Versen:
Animi santi, animi santi,
Verse für die toten Seelen auf Sizilien
io sugnu unu e vuiautri síti tanti:
mentri sugnu ‘ntra stu munnu di guai
cosi di morti mittitimìnni assai.
Ins Italienische übersetzt heißt es wie folgt:
Anime sante, anime sante,
io sono uno, voi siete tante:
mentre sono in questo mondo di guai
‘cose di morti’ portatemene tante.
Im Deutschen heißt es dann:
Heilige Seelen, heilige Seelen
Ich bin einer, ihr seid viele:
während ich in dieser Welt voller Gewinsel bin
bringt mir viele ‚Dinge der Toten‘.
Dabei steht „cose di morti“, also „Dinge der Toten“ als Metapher für Geschenke.
Nicht fehlen dürfen die „pupi ri zuccaru“ oder „pupaccene“, anthropomorphe Bonbons, und auch die „ossa ri morti“, Bonbons in Form menschlicher Schienbeine aus Mehl, Zucker und Nelken.
Selbst der leider bereits verstorbene Schriftsteller Andrea Camilleri beschreibt den Brauch zu Halloween auf Sizilien und von der Tradition des Cannistro in seiner Erzählung „Il giorno che i morti persero la strada di casa“ („Der Tag, an dem die Toten den Weg nach Hause verloren“). Da diese Tradition auf der süditalienischen Insel weit verbreitet ist, wurden auf Sizilien „Totenmärkte“ oder „Geschenkemärkte“, sogenannte „Fiere dei morti“, ins Leben gerufen, bei denen Eltern Geschenke für ihre Kinder kaufen können.
Die vielen Namen für Halloween auf Sardinien
Auf Sardinien wurde dem Halloween-Fest viele Namen gegeben, wobei die gängigste Bezeichnung im Süden der Insel „Is Animeddas“ und im Norden Sardiniens „Su Mortu Mortu“ ist. Am Abend des 31. Oktober jeden Jahres gibt es traditionell Nudeln mit Tomatensoße, wobei man hierbei darauf achten muss, dass eine Portion Pasta auf dem Teller für „Maria Punta Boru“ gelassen wird. Maria Punta Boru ist eine alte Frau, die, wenn sie nicht genug zu essen auf dem Teller findet, mit ihrem Haken (punta boru) in den Bauch sticht und dann die Nudeln der Anderen isst!
Ausgehölte und beleuchtete Kürbisse im Friaul
In der Region Friaul-Julisch-Venetien werden Kürbisse, die sogenannten „muars“ am 31. Oktober, also zu Halloween, dem Fiesta dalis Muars, aber auch zum gleichzeitig stattfindenden alten keltischen Neujahr, ausgehöhlt und beleuchtet vor die Tür gestellt. Mit diesen Kürbissen will man sich bei den Geistern einschmeicheln, wenn diese in der Nacht aus ihren Gräbern steigen und zu den abgelegensten Kirchen pilgern. Man glaubt, dass eine Person bei Hahnenschrei stirbt, wenn sie in dieser Nacht eine Kirche betritt. Also im Friaul am besten keine Kirche in der Nacht am 31. Oktober betreten.
Die Taten der Nächstenliebe in der Toskana
In der Provinz Massa Carrara in der Toskana wird Halloween anders gefeiert als im Friaul. Halloween, das Fest mit der Bezeichnung „bèn d’i morti“ wird mit viel Nächstenliebe begangen. Dabei denkt man an die verstorbenen Angehörigen durch Taten der Nächstenliebe, bei dem die Angehörigen der Verstorbenen verpflichtet waren und sind, bedürftigen Menschen Lebensmittel zu spenden. Dies bedeutet, dass beispielsweise Kellerbesitzer ein Glas Wein schenken, andere wiederum ein Mittagessen, wieder andere hingegen Süßes. In Castelpoggio di Carrara werden an Halloween für alle Menschen offene Mittagessen organisiert. Die Kinder erhalten dabei sogenannte „sfilze“, Halsketten aus gekochten Kastanien und Äpfeln.
Die Geister sprechen im Piemont und Aostatal
Im Aostatal und im Piemont ähneln sich die Traditionen und Volksglauben. Hier werden für die verstorbenen Angehörigen ein üppiger Tisch gedeckt. Danach gehen die Lebenden zum Friedhof, damit die Verstorbenen in Ruhe und in geselliger Runde essen können. Man sagt sich, dass sich die Geister während dieser Mahlzeiten unterhalten und die Zukunft ihrer Verwandten vorhersagen.
Hat Halloween italienischen Ursprung?
In Italien existieren bereits seit einigen Jahrhunderten lokale Feste, die an die Seelen der Verstorbenen erinnern.
Der Anthropologe Luigi M. Lombardi Satriani geht sogar soweit, dass er glaubt, dass die italienische Tradition der Kürbisse in Verbindung mit dem Totenkult der heute darauffolgenden Tage auf die Bräuche der Vorfahren in Süditalien zurückgeht. Als der Auswanderboom in die USA tobte, wurden diese Bräuche und Traditionen nach Amerika getragen und dort verbreitet.
Die allgemeine Wissenschaft geht jedoch davon aus, dass Halloween irischen Ursprung hat und nicht wie lange Zeit fälschlicherweise angenommen amerikanischen. Der Feiertag ist wahrscheinlich in Irland im Zuge des alten keltischen Neujahrsfestes namens „Samhain“ entstanden, das den Übergang vom Sommer zum Winter und vom alten zum neuen Jahr markierte.
Man glaubte, dass an diesem Tag, also am 31.10., das Jenseits mit der Welt der Lebenden verschmolz und die Geister zurückkehren konnten, um auf der Erde zu wandeln. Hier wurde auch die Legende von Jack O‘ Lantern (Jack mit der Laterne) geboren, der den weltlichen Schutzpatron des Festes mit seinem offiziellen Symbol, dem Kürbis, darstellt.
In den 1800er Jahren wurde Halloween von irischen Auswanderern nach Irland getragen, wo es sofort großen Anklang fand. Der Feiertag wurde dort weiter ausgebaut.
Nicht jeder in Italien mag Halloween
Vincenzo de Luca, der Präsident der Region Kampanien, sagte 2020 zum Fest Halloween:
„Vi anticipo che nel fine settimana di ottobre noi chiuderemo tutto alle 22 e il fine settimana di Halloween. Halloween è questa immensa idiozia, questa immensa a … stupida americanata che abbiamo importato anche nel nostro paese. Ecco, Halloween è un monumento alla imbecillità. Beh, siccome noi dobbiamo fare conti con la realtà e si come sento che si stanno gia preparando a fare le feste: Dalle 22 il fine settimana di ottobre si chiude tutto, è sarà il coprifuoco. Non sarà consentita neache la mobilità. Probabilmente prenderemo decisione di blocco della mobilità dopo la mezzanotte anche nei prossimi giorni.“
Ins Deutsche übersetzt sagt de Luca über Halloween in Italien:
„Ich gehe davon aus, dass wir am Oktoberwochenende um 22.00 Uhr am Halloween-Wochenende alles schließen werden. Halloween ist diese unermessliche Idiotie, diese unermessliche Americanata (frei übersetzt: amerikanischer Mist), die wir in unser Land importiert haben. Halloween ist ein Denkmal des Schwachsinns. Nun, da wir uns mit der Realität abfinden müssen und ich schon höre, dass sie bereits Vorbereitungen für Feste treffen: Am Oktoberwochenende wird ab 22 Uhr alles geschlossen, es herrscht Ausgangssperre. Nicht einmal die Mobilität wird erlaubt sein. Wir werden wahrscheinlich auch in den kommenden Tagen die Entscheidung treffen, die Mobilität nach Mitternacht zu blockieren.
Vincenzo de Luca, Präsident Kampaniens
Hier noch einmal das Video mit seiner energischen Rede an die Bürger
Quelle: youtube.com
Warum es in Italien 3 Totenfeste gibt
Wenn man Halloween als Totenfest sieht, dann würde man in Italien auf drei größere Totenfeste kommen, die allesamt hintereinander liegen und Gemeinsamkeiten aufweisen.
Den Anfang macht am 31. Oktober Halloween, das sich in seiner Bezeichnung von „All Hallows‘ Eve“ ableitet, was soviel wie Allerheiligen bedeutet. Es ist ein heidnischer Volksglaube.
Da sind wir schon beim zweiten Feiertag angekommen, dem tatsächlichen Allerheiligen, das am 1. November gefeiert wird. Papst Gregor II legte als Reaktion auf Halloween am 31. Oktober den Feiertag Allerheiligen auf den 01. November. Später führte man am 2. November Allerseelen ein, bei dem die Seelen der Verstorbenen verehrt werden.
Doch warum gleich drei Feiertage?
Im Prinzip hatte die katholische Kirche erkannt, dass es einfacher war, heidnische Volksfeste, zu denen auch Halloween gehörte, in die Feierlichkeiten zu integrieren, anstatt sie zu verbannen. Es war praktisch gesehen einfacher. Volksglauben zu verbannen war mühselig, das wusste die Kirche. Daher wurde Allerheiligen auf den 1. November gelegt. Man ließ praktisch gesehen dem Volke sein heidnisches Halloween. Halloween ist in Italien also nicht als ein einzelner Tag zu sehen, sondern stets im Ganzen mit den darauffolgenden Feiertagen wie Allerheiligen und Allerseelen.