Wer vom 17. bis 22. März in Mailand zum Dom hinaufschaut, wird neben der Madonnina die Trikolore Italiens erblicken. Dieser Brauch wiederholt sich mehrmals im Jahr – und das jährlich. Doch warum wird an bestimmten Tagen die Trikolore auf dem Mailänder Dom gehisst? Die Antwort liegt in der Vergangenheit, genauer gesagt im Jahr 1848.

Die goldene Madonnina auf dem Mailänder Dom
Die goldene Madonnina auf dem Mailänder Dom

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Die Madonnina – Symbol Mailands

Die Madonnina befindet sich in 108.5 m Höhe auf dem Mailänder Dom (Duomo) und ist das Symbol Mailands. Die Figur spiegelt das Herz und die Seele der Stadt wider. Sie ist selbst 4,16 m hoch, besitzt 33 Kupferplatten, die sie bedecken und die 399,200 kg wiegen sowie 6750 für die Endvergoldung verwendeten Bleche aus reinem Gold. Die Tragkonstruktion aus rostfreiem Stahl wiegt 584,800 kg. 

Die Marienstatue thront hoch oben auf der Turmspitze
Die Marienstatue thront hoch oben auf der Turmspitze

Bereits im Jahr 1521 finden sich nach einer Zeichnung des Architekten Cesare Cesariano erste Hinweise auf eine mögliche Platzierung der Marienstatue auf der Hauptturmspitze des Domes. In seiner Zeichnung ist die Turmspitze mit einer Madonnina zu sehen.

Am 21. Juni 1762 wurde Francesco Croce, Architekt der Veneranda Fabbrica, mit dem Bau des Hauptturms beauftragt, der drei Jahre später vorschlug, die „Große Turmspitze“ mit einer Jungfrau zu schmücken, die von Engeln in den Himmel getragenen wird.

Der Bildhauer Giuseppe Perego wurde mit der Anfertigung der Statue vertraut. 1769 legte er drei Vorschläge vor, wobei heute noch die Terrakotta-Modelle des ersten und des dritten Vorschlags existieren, die im Sala della Madonnina im Dommuseum aufbewahrt werden. Der letzte Vorschlag ist der endgültige, der auf dem Dom Platz fand.

An der Ausgestaltung der Mailänder Madonnina waren mehrere Handwerker und Künstler beteiligt. Der Schnitzer und Modelleur Giuseppe Antignati beteiligte sich am 17. Juni 1769 an der Gegenform, der Schmied Varino lieferte das Tragwerk und der Goldschmied Giuseppe Bini modellierte und schlug die Kupferplatten, die auf das Holzmodell angebracht wurden. Auf Anraten des Malers Anton Raphael Mengs wurde eine Vergoldung der Madonnina vorgenommen. Es wurden dafür 156 Hefte mit je 2 Blatt reinem Gold benötigt.

1773 wurde die Madonnina fertiggestellt, die jedoch aus Angst vor Blitzschlag bis zum Dezember 1774 im Gebäude der Veneranda Fabbrica verblieb.

Im August 1939 wurde die Madonnina mit einem graugrünen Tuch für fünf Jahre bedeckt. Sie sollte kein Ziel für Jagdbomber darstellen. Erst am 6. Mai 1945 wurde sie in einer feierlichen Zeremonie vom damaligen Erzbischof von Mailand, Kardinal Schuster, enthüllt. 

Zwischen dem 9. Juni und dem 27. Juli 1967 und zuletzt 2012 wurde die Figur restauriert.

Die endgültige Madonnina in ihrem aktuellen Aussehen auf dem Mailänder Dom
Die endgültige Madonnina in ihrem aktuellen Aussehen

Die Fünf Tage Mailands

Die Fünf Tage Mailands (Cinque Giornate) gehen auf die Nacht vom 19. auf den 20. März 1848 zurück, als österreichischen Truppen ihre strategischen Stellungen auf den Terrassen der Kathedrale aufgaben. 

Zwischen dem 16. und 17. März verbreitete sich in Mailand die Nachricht von den Aufständen, die in Österreich, Ungarn, Frankreich, Böhmen und Kroatien ausgebrochen waren. Damals herrschten noch die Habsburger in Mailand. 

Das Haus der Habsburger im 16. Jahrhundert
Das Haus der Habsburger im 16. Jahrhundert

Am 18. März begannen auch in Mailand Aufstände. Die Bevölkerung erhob sich und kämpfte gegen die Herrschaft der Habsburger. Am dritten Tag des Aufstands hissten Luigi Torelli und Scipione Bagaggi die Trikolore auf der Marienstatue des Mailänder Doms, um die Evakuierung der Stadt durch die österreichischen Truppen zu signalisieren. Dies galt als ein wichtiges bürgerliches Zeichen für Mailand. Der Anblick der Trikolore und der Madonnina ermutigte die Bevölkerung und zugleich den Stolz der Barrikadenkämpfer, was schließlich zum Sieg führte.

Die österreichischen Truppen standen unter dem vorübergehenden Kommando von Marschall Radetzky. Nach den fünftägigen Kämpfen wurde Mailand von den Besatzern befreit, die sich am Abend des 21. März aus der Stadt zurückzogen.

Mailand wird erneut besetzt

Zu diesem Zeitpunkt gab der König von Sardinien, Carlo Alberto, eine Proklamation heraus. In dieser kündigte er der Bevölkerung der Lombardei und Venetiens an, dass er die Aufständischen unterstützen würde. So forderte er die österreichisch-ungarischen Monarchie heraus, was zum ersten Unabhängigkeitskrieg führte.

Allerdings hielt die Freiheit Mailands nicht lange an, denn am 5. August wurde die Kapitulation unterzeichnet. Am Folgetag, am 6. August 1848, besetzten die Österreicher erneut die Stadt. Radetzky übernahm die militärische und zivile Regierung der Provinzen der Lombardei, residierte dafür im Palazzo Reale, rief den Belagerungszustand aus und verkündete das Statutargesetz, das eine Todesstrafe selbst bei kleineren Vergehen vorsah.

Unter österreichischer Herrschaft wurde die Mailänder Nationalgarde aufgelöst, denn die Garnisonstruppen sollten für eine gewisse Ordnung sorgen. Zudem wurden Straßenunruhen und die Teilnahme an Reden auf öffentlichen Plätzen, die gegen die damalige österreichische Ordnung verstießen, verboten. Die Pressefreiheit wurde eingeschränkt. Drucker, Autoren und Schriftsteller wurden als Störer für den öffentlichen Freiden bezeichnet und die Mailänder Bevölkerung musste ihre Schusswaffen, Messer und Munition abgeben. 

Die nachfolgenden vier Monate waren von Verhaftungen und Erschießungen von angeblichen Randalierern sowie von öffentlichen Verprügeln als Strafe gekennzeichnet. 

An diesen Tagen wird die Trikolore gehisst

Das Ritual der Trikolore wird mehrmals pro Jahr wiederholt. 

  • 7. Januar – Tag der Trikolore (Festa del Tricolore)
  • 11. Februar – Lateranpakte (Patti lateranensi)
  • 17. März – Tag der nationalen Einheit, der Verfassung, der Hymne und der Flagge (Giornata dell’Unità nazionale, della Costituzione, dell’inno e della bandiera)
  • 18. bis 22. März – Fünf Tage Mailand (Cinque Giornate di Milano)
  • 25. April – Befreiung vom Nazifaschismus (Liberazione dal nazifascismo)
  • 1. Mai – Tag der Arbeit (Festa del lavoro)
  • 9. Mai – Europatag (Giornata d’Europa)
  • 2. Juni – Tag der Republik (Festa della Repubblica)
  • 28. September – Volksaufstand in Neapel gegen die Nazifaschisten (Insurrezione popolare di Napoli contro i nazifascisti)
  • 4. Oktober – Heiliger Franziskus und Heilige Katharina, Schutzpatrone Italiens  (San Francesco e Santa Caterina, patroni d’Italia)
  • 4. November – Tag der nationalen Einheit und der Streitkräfte (Giornata dell’Unità nazionale e delle Forze Armate)