In und um Mailand tummeln sich empfehlenswerte historische Restaurants, die durch ihren einzigartigen Charme selbst wirtschaftliche Krisen überstehen. Doch leider reichen nicht immer Tradition, Charme und Arbeit aus, um einen Fortbestand zu sichern. Dies musste das Restaurant „Pont de Ferr“ spüren, in dem selbst der Cantautore Fabrizio de André mit seiner Gattin Dori Ghezzi und die Mailänder Dichterin Alda Merini speisten. Trotz vieler Krisen haben sich bis heute jedoch einige traditionelle Restaurants erhalten, die zum Teil bereits etliche Hundert Jahre Bestand haben und als Geheimtipp gelten. Die nachfolgenden Restaurants habe ich sorgfältig ausgesucht und kann sie besten Gewissens weiterempfehlen, auch wenn viele davon nicht ganz günstig sind.
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Historische Restaurants wurden prämiert
Die Associazione Locali Storici d’Italia hat für Mailand eine gute Handvoll historischer Restaurants empfohlen. Der private Verein, der unter der Schirmherrschaft des Ministeriums für Kulturerbe und kulturelle Aktivitäten (Ministero per i Beni e le Attività Culturali) steht und 1976 gegründet wurde, fördert aktuell mehr als 200 historische Einrichtungen in italienischen Städten. Dazu zählen Gasthöfe, Cafés und Hotels. Eine Förderung kommt jedoch nur dann in Frage, wenn die Einrichtung eine historische Verbindung zu der Stadt hat, zu der sie gehört. Die 8 empfohlenen Restaurants durch den Verein haben ein mindestens 70-jähriges Bestehen.
Ristorante Antica Osteria La Rampina
Dieses historische Restaurant wurde im 16. Jahrhundert gegründet und verweilt immer noch im gleichen Gebäude von einst. Auf dem Land in San Giuliano Milanese, als die Schlacht von Marignano im Jahr 1515 stattfand und die Franzosen in der Lombardei ankamen, befand sich die Osteria unweit des Schlachtfelds. Seit Jahren war sie schon als Osteria tätig. Unermüdlich bewirtschaftete sie ihre Gäste – bis heute. Das Hauptaugenmerk liegt auf traditionelle lombardische Gerichte, die in einem alten Bauernhaus serviert werden. Ein sehr empfehlenswertes Restaurant!
- Adresse: Via Rocca Brivio, San Giuliano Milanese; Webseite »
Antico ristorante Boeucc, seit 1696
Anfang der 1980er Jahre übergab ein Journalist Paolo Brioschi ein Dokument, das die Existenz des Restaurants Boeucc bereits für das Jahr 1696 belegt. Bis 1939 handelte es sich um eine kleine Osteria zwischen der Via Durini und der Via Borgogna, bevor sich das Antico ristorante an seinen heutigen Standort an der Piazza Belgioioso ansiedelte, eine strategisch günstige Lage im Zentrum von Mailand, nur einen Steinwurf von der Scala entfernt. Selbst Guiseppe Verdi und Gaetano Donizetti sollen hier schon gegessen haben. Gereicht wird die typische lombardische Küche angefangen von Risotto alla Milanese über Risotto mit Fröschen bis hin zu frittiertem Hirn mit Zucchiniblüten. Ein Geheimtipp für alle, die es klassisch, gehoben und doch raffiniert mögen.
- Adresse: Piazza Belgioioso,2, Milano, Webseite »
Ristorante Savini, seit 1867
Das 1867, zur Zeit der Belle Époque, gegründete und in der Galleria Vittorio Emanuele II gelegene Ristorante Savini wurde zu einem der elegantesten Orte Mailands, in dem sich wichtige Persönlichkeiten, Schriftsteller und Journalisten trafen. So kamen hier regelmäßig unter anderem G. Verdi, G. D’Annunzio, Henry Ford, G. Puccini, Antonio De Curtis, Charlie Chaplin, G. Verga, Maria Callas und P. Mascagni neben weiteren Persönlichkeiten zusammen. Im Jahr 2008 kam es zu einem Eigentümerwechsel. Die Familie Gatto übernahm das Savini und trennte das Café-Bistro räumlich vom Restaurant. Der Charme, die Eleganz und der Reiz dieses nicht ganz günstige Vergnügen ist jedoch geblieben. Auch heute noch empfängt das Ristorante Savini wichtige Persönlichkeiten.
- Adresse: Via Ugo Foscolo, 5, Milano, Webseite »
Biffi in der Galleria, seit 1867
1867 wurde das Ristorante Biffi von Paolo Biffi, dem Zuckerbäcker der königlichen Familie in der Galleria Vittorio Emanuele II gegründet, die selbst erst in den darauffolgenden Jahren gegründet wurde. Biffi deckte den Tisch nicht nur für die königliche Familie Savoyen und Garibaldi, sondern auch für Ernst Hemingway, dem Großbürgertum, den Adel und auch für Bürger, die die traditionelle mailändische Küche lieben. Das Angebot an Speisen ist reichhaltig. Auf den Tisch kommt regionale und traditionelle Küche, angefangen von Austern und Weinbergschnecken bis hin zu Kotelett, Consommé und verschiedenen Risotto-Gerichten.
- Adresse: Galleria Vittorio Emanuele II, Webseite »
Antica Trattoria della Pesa, seit 1880
In dieser Trattoria in der Viale Pasubio ist praktisch alles so geblieben, wie es einmal war. Selbst die Waagen sind heute noch dort zu finden, wo sie einst standen, die für den Zoll an der Porta Comasina, die heutige Porta Garibaldi, verwendet wurden. Dieser geschichtsträchtige Ort wird seit jeher von einheimischen, aber auch von ausländischen Persönlichkeiten besucht wie von Arrigo Boito, Mondadori und Rizzoli. Die Einrichtung wurde vom Inhaber unverändert beibehalten. So finden sich heute noch die alten Majolika-Öfen und der antike Schachbrett-Fußboden. Die Gerichte sind typisch lombardisch, schlicht bis raffiniert und komplett auf Tradition ausgelegt.
- Adresse: Viale Pasubio, 10, Milano, Webseite »
Giannino dal 1899
Dieses Restaurant wurde vor 123 Jahren, im Jahr 1899, als toskanische Fiaschetteria gegründet. Seitdem gehört das Ristorante zu den besten Restaurants in Mailand. Die Küche ist kreativ, international, das Ambiente gehoben mit viel Raffinesse. Luxuriöse Details geben das Ristorante seinen ganz eigenen Charme. So finden sich Nussbaumholzvertäfelung, gebürstetes Messing, Designer-Kronleuchter und Stoffe mit frühen geometrischen Stilen, die besonders Anfang Jahrhundert in Mailand im Trend lagen. Hier speisten bereits Maria Callas, Grace Kelly und Gregory Peck.
Die Speisekarte ist voll mit überaus kreativen und leckeren, traditionellen bis hin zu internationalen Gerichten wie Tintenfisch mit Mandeln, kandierter Zitrone und Rhabarber, Kabeljau mit Joghurtsauce und Malossol-Kaviar und Dill, karamellisierte Entenstopfleber mit Burrata und Mango-Mayonnaise, Carpaccio vom Rind mit einer Reduktion aus schwarzem Trüffelwasser und Pan de Queso sowie Fettuccine mit Gänseragout, Steinbutt gefüllt mit Gemüse und Auberginenkaviar in Spinat-Zitronensoße, Hummer mit Curry Madras, Königskrabbenklößchen, Lammschulter mit Berberè, süßer Pecorino-Sauce und Pfifferlingen, überbackenes Rinderfilet mit Haselnüssen, glasierten Borettane-Zwiebeln und Mantuanischem Kürbis. Einfach lecker und eines meiner Lieblingsrestaurants.
- Adresse: Via Vittor Pisani, 6, Milano, Webseite »
Trattoria Masuelli San Marco, seit 1921
Das 1921 gegründete Restaurant wird seit drei Generationen von der Familie Masuelli geführt. Kronleuchter von Gio‘ Ponti, Originalstühle aus den 1920er Jahren sowie Fotos und Widmungen geben dem Restaurant in der Viale Umbria in Mailand sein ganz persönliches Ambiente. Die Küche ist traditionell lombardisch. Gereicht werden Risotto, Cassoeula und Cotoletta (knusprige Milanese-Kotelett), die zugleich die Spezialitäten des Hauses darstellen. Es finden sich jedoch auch verschiedene piemontesische Spezialitäten auf der Menükarte.
- Adresse: Viale Umbria, 80, Milano, Webseite »
A Santa Lucia, seit 1929
Das Ristorante A Santa Lucia wurde 1929 in Mailand gegründet. Es war das erste Restaurant, dass die Pizza und die neapolitanische Küche in Mailand einführte. Selbst Gabriele D’Annunzio kam, um sie zu kosten. Es dauerte nicht lange, bis sich das Restaurant zu einem Treffpunkt wichtiger Persönlichkeiten etablierte. So trafen sich dort unter anderem Joséphine Baker, Totò, Frank Sinatra, Eduardo De Filippo und Marcello Mastroianni. An den Wänden hängen über 400 Fotos, die an die Treffen erinnern. Heute können Gäste in dem Restaurant vor Ort speisen, aber auch ihr Essen mitnehmen oder liefern lassen. Gereicht werden unter anderem Spaghetti Napoletana, Rinderfilet und Schnitzel in vielen Variationen, Saltimbocca alla Romana, ein halbes Hähnchen alla diavola (scharf), rosa Spaghetti mit Tintenfischklöschen, Parmigiana, Mozarella-Spieß mit Sardellen und Kalbsbraten mit Artischocken.
- Adresse: Via San Pietro All’Orto, 3, Milano, Webseite »
Trattoria Arlati, seit 1936
Dieses traditionelle Lokal wurde 1936 vor allem für die Arbeiter von Pirelli und den Bicocca-Werken gegründet und ist in den 60er Jahren insbesondere ein Kultort für Musik und Kabarett geworden. Große Künstler wie Lucio Battisti und Renato Zero nahmen hier an Jamsession teil. Das Ambiente ist gehoben, in weiß und dunklerem Pink gehalten, an den Wänden finden sich zahlreiche Fotografien und Gemälde sowie Spiegel. Gereicht werden traditionelle lombardische Gerichte wie Schnecken, Ossobuco (Markknochen) und Cotoletta (dünn geschnittenes Kalbsschnitzel) sowie Warmer Kaninchensalat mit Radicchio-Sellerie und Parmesanspänen. Das Highlight ist jedoch der Risotto al salto nach mailändischer Art, das unbedingt probiert werden sollte.
- Adresse: Via Alberto Nota, 47, Milano, Webseite »