Wenn mich jemand fragt, was es denn in Italien zu sehen gibt, weiß ich nie so recht, wo ich anfangen soll. Sicherlich kennt nahezu jeder das Kolosseum in Rom und mit ihm das Pantheon, das Forum Romanum, die Engelsburg, die Vatikanischen Mussen und die Sixtininsche Kapelle. Ebenso häufig besucht sind der Mailänder Dom, die Uffizien und die Kathedrale von Florenz, die Santa Maria del Fiore, sowie die Lagunenstadt Venedig und der Schiefe Turm von Pisa. Doch es gibt noch weitaus mehr zu sehen. Kleine versteckte „Perlen“, die oft in Vergessenheit geraten sind oder nicht die Aufmerksamkeit erhalten, die ihnen eigentlich gebürt.
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Einzigartige Sehenswürdigkeiten in Italien
Fangen wir im Süden des Landes an. Auf Sizilien finden wir Trapani, eine Stadt an der Westküste der Insel, die für ihren Salzabbau bekannt ist. So weit das Auge reicht, kann man dort Salinen und Salztürme entdecken. Unweit davon stehen die griechisch-römischen Tempelreste in Segesta und in Selinunte, die mich fasziniert haben, als ich vor ihnen stand.
In Kalabrien treffen wir auf uralte Dörfer im Aspromonte, ein Gebirgszug, wo noch heute ein griechischer Dialekt gesprochen wird.
Unweit, in der Basilikata können wir die Sassi, die Höhlenwohnungen von Matera besichtigen, die auch Schauplatz in Carlo Levis Buch „Christus kam nur bis Eboli“ geworden sind.
In Melfi in der Provinz Potenza steht die imposante im 11. Jahrhundert von den Normannen erbaute Festung, die einen Besuch wert ist, wie ich finde. Diese ist durch einen breiten Graben umsäumt, der mich beeindruckt hat.
Ebenso imposant und sonderbar zugleich ist das Castel del Monte in der Provinz Andria in Apulien, das einen achteckigen Grundriss hat und im 13. Jahrhundert vom Stauferkönig Friedrich II. errichtet wurde. Bleiben wir in Apulien, so finden wir in Lecce eine der interessantesten Städte wieder. Lecce ist übersät mit sehenswerten Kirchen und Bauwerken, viele aus dem Barock.
Das Gegenteil ist in Craco der Fall, die wegen eines Erdrutsches verlassenen Geisterstadt in der Basilikata. Die Stadtarchitektur ist noch weitestgehend erhalten geblieben, wie ich sehen konnte, jedoch wohnt dort kein Mensch mehr. Es werden aber Führungen durch die Stadt angeboten.
Italien war schon immer für seinen Erfindungsreichtum bekannt und somit hat sich das Land ebenso eine Transsibierische Eisenbahn gebaut, die 128 km von von den Abruzzen bis nach Molise den Apennin mit seinen herrlichen Landschaftspanoramen durchquert.
Ebenso herrlich ist die Besteigung des Monte Bianco, dem höchsten Berg Italiens. Nur wenige schaffen es zu Fuß bis ganz hinauf, weshalb man sich in Italien gedacht hat, warum nicht die Menschen bis hoch mit Seilbahnen befördern. Und so kam es, dass man den Monte Bianco in mehreren Etappen bis fast zum Gipfel besuchen kann. Oben ist auch eine Bar, von der man aus bei gutem Wetter ein Gipfelpanorama erleben kann, das von atemberaubender Schönheit ist. Das Ganze ist zwar nicht günstig, aber es lohnt auf jeden Fall.
Bleiben wir bei den spektakulären Aussichten, die wir in Pietrapertosa und Castelmezzano in der Basilikata finden können. Beide Dörfer, die übrigens eindrucksvoll an einer steilen Felswand kleben, sind durch den sogenannten „Volo dell’angelo“, den Engelsflug miteinander verbunden. Es ist ein Stahlseil, auf dem man mit einem Gurt angekettet mit einer Geschwindigkeit von etwa 120 km/h und in einer Höhe von etwa 400 Metern über eine Schlucht rast. Ein wenig Mut gehört dazu, denn in Italien stürzen so manche Brücken ein und Seilbahnen ab. Aber man muss es mal gemacht haben. Es ist wirklich zu empfehlen.
Den höchsten künstlichen Wasserfall finden wir in Umbrien, nahe Terni. Die Cascata delle Marmore, wie der Wasserfall heißt, ergießt sich in drei Stufen 165 m in die Tiefe. Ein Spektakel der besonderen Art, das ich nur empfehlen kann. Es ist wirklich sehenswert, denn der Wasserfall ist nicht dünn und kaum zu sehen, sondern breit und üppig. Dementsprechend ist auch die Geräuschekulisse.
Ebenso spektakulär ist der Karneval von Ivrea, bei dem die größte Essensschlacht in Südeuropa stattfindet. Kiloweise Orangen werden statt Bonbons und Konfetti geworfen. So elegant wie der Maskenkarneval von Venedig ist es nicht, aber es macht Spaß und sollte mal gesehen werden. Ivrea ist auch gleich der Sitz des ehemaligen Olivetti-Unternehmens, das in Italien glänzende Zeiten erlebte. Heute steht das gesamte Olivetti-Gebiet mit dem Arbeiterviertel unter dem Schutz der UNESCO.
Im Aostatal finden wir eine Fülle an Schlössern und Burgen. Eines hübscher als das andere. Manche Schlösser sind üppig mit Jagdtrofäen ausgestattet, andere wiederum glänzen in barocker Schönheit und andere wiederum sind schlicht und einfach gehalten.
Die Festung Fenestrelle im westlichen Piemont hingegen toppt jedoch alles. Es ist die größte Festungsanlage Europas, denn ihre Gesamtfläche beträgt 1.350.000 m². Insgesamt verbinden 6.500 Treppenstufen die drei miteinander verbundenen Festungen, die den Komplex Fenestrelle ergeben. Wer alles sehen möchte, muss eine siebenstündige Führung buchen. Es gibt aber auch kürzere Führungen von einer und drei Stunden.
Verlassen wir dieses imposante Bauwerk und fahren nach Ravenna, denn dort steht noch heute eine der besterhaltensten byzantinischen Kirchen Italiens, die San Vitale. Ravenna ist übrigens auch der Sterbeort von Dante Alighieri, der im Exil lebte und nicht mehr nach Florenz zurückkehren durfte, auch wenn er es mehrmals versuchte. Florenz, das diesen Fehler heute zutiefst bereut, blieb nichts anderes übrig, als in der Basilica di Santa Croce ein leeres Grab aufzustellen.
Neben dem beeindruckenden gotischen Dom von Orvieto in Umbrien kann man im Ort einen der merkwürdigsten Brunnen Italiens besuchen. Gemeint ist hier der Pozzo di San Patrizio, der zwischen 1527 und 1537 Geheiß von Papst Clemens VII. errichtet wurde. Dieser Brunnen ist begehbar und besitzt im Inneren 72 Fenster und 248 Treppenstufen, die wie eine Wendeltreppe angeordnet sind.