Das Piemont ist die zweitgrößte Region Italiens. Übersetzt bedeutet der Name „Am Fuß der Berge“ und sie ist damit landschaftlich wunderschön gelegen. Auf einer Gesamtfläche von 25.399 Quadratkilometer haben sich mehr als 4,4 Millionen Einwohner eine Heimat geschaffen. Der Norden des Piemont grenzt an die Schweiz und der Westen an Frankreich. Im Süden ist Ligurien gelegen und im Südosten die Emilia-Romagna. Der Norden und der Nordwesten werden von der Lombardei und dem Aostatal abgegrenzt. Das Piemont ist insbesondere für seinen Reisanbau, Wein und Trüffel bekannt.

Schafe vor den Gipfeln des Monte Rosa
Schafe vor den Gipfeln des Monte Rosa

Antike Dörfer, barocke Königspaläste, zeitgenössische Kunst und einzigartige Landschaften – so könnte man das Piemont beschreiben. Die Region ist durch Ebenen mit kilometerlangen Reisfeldern im Vercellese und Novarese und zum Teil auch im Biellese, einer ausgeprägten Hügelandschaft mit Weinreben so weit wie das Auge reicht im Monferrat, den Langhe und Roero, antike malerisch gelegene Dörfer im Cunese und tiefen Schluchten und hohen Gipfeln im Biellese, im Naturschutzgebiet Gran Paradiso und kleinen angrenzenden nahezu vergessenen Tälern wie dem Val Vogna gekennzeichnet. 

Alpeggio am Monte Rosa

Auf seiner gesamten Fläche nennt das Piemont 5 UNESCO-Welterbestätten sein Eigen und 96 Naturschutzgebiete. Rund 20.000 km Rad- und Wanderwege durchziehen die Region, 1.350 Pistenkilometer schmücken die Voralpen und 50 Skigebiete, 60 Golfplätze laden zu ausgiebigen Schneesport ein. 

Das Piemont ist eine Region der Kontraste

Seen im Gran Paradiso
Seen im Gran Paradiso

Das Piemont besteht aus Kontrasten. Der Monte Rosa mit seinen 4.634 m überragt das Biellese und blickt auf die Reisebenen der Vercellese und Novarese hinab. Das Valle Vogna, ein kleines touristisch kaum erschlossenes Tal im Norden der Region steht in Kontrast zum nicht weit entfernt gelegenen Walserort Alagna, das der Inbegriff für ausgiebigen Winterurlaub ist. Hier tobt das Leben, wo im Valle Vogna sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen.

Berghaus im Gran Paradiso mit Wasserfall
Berghaus im Gran Paradiso mit Wasserfall

Ebenso ergeht es dem Alta Val Maira, ein ausgesprochen idyllisches Tal im Cunese, das nur von wenigen Touristen frequentiert wird. Die Natur dort ist einzigartig. Es finden sich viele wilde Orchideen sowie endemische Pflanzen- und Tierarten. Vom Val Pellice zum Valle Susa bis zu den Valli di Lanzo und vom Valsesia bis zum Val d’Ossola bietet das Piemont eine Vielzahl an Wanderwegen und Ausflugsmöglichkeiten.

Das Piemont heißt auch Natur pur!

Belmonte im Biellese mit Aussicht auf das Tal
Belmonte im Biellese

Zehn Prozent des gesamten Territoriums des Piemont besteht aus Parks und Schutzgebieten, zu denen noch die in Städten und Siedlungen sowie privaten Gärten und Parks hinzukommen. Selbst Turin, die Hauptstadt des Piemont ist grün gestaltet und besitzt etliche große Parklandschaften und schöne zum Teil historische Gärten.

Dies sind die 6 wichtigsten Sehenswürdigkeiten im Piemont

  1. Turin mit seinen Palazzi und der Mole Antonelliana
  2. Novara mit seiner Basilika San Gaudenzio
  3. Historisches Zentrum von Alba (bekannt wegen der Trüffel)
  4. die Weinorte Barolo, Neive und Barbaresco in den Langhe
  5. Oropa als Wallfahrtsort
  6. Forte di Fenestrelle (größte Festung Italiens)

5 unbekanntere, aber sehr sehenswerte Sehenswürdigkeiten

  1. Valle Maira wegen seiner immensen Vielfalt an wilden Orchideen
  2. Historische Innenstadt von Vigevano
  3. Laghi del Roburent (einzigartig schöne Seen-Gruppe, nur zu Fuß zu erreichen)
  4. Tulpenmeer im Castello di Pralormo
  5. Diga del Lago di Cingino (Staudamm, an dem sich Steinböcke einfinden und dort Mineralien aufnehmen)

Die kulinarische Vielfalt ist immens

Traditionell zubereitete Froschschenkel
Traditionell zubereitete Froschschenkel

Das Piemont hat ebenso eine große kulinarische Vielfalt zu bieten. Reis, Trüffel und Wein sind neben Schokoladenköstlichkeiten und Käse die Hauptproduktionsgebiete des Piemont. Hinzu kommen lokale Wurst- und Fleischprodukte sowie Pilze, Liköre und historische Obstsorten wie sortenreine jahrhundertealte Apfelbäume. Haselnüsse werden großflächig im Gebiet Alba angebaut, kein Wunder, denn hier ist das Unternehmen Ferrero mit seiner gigantischen Produktionsanlage, die kilometerlang zu sein scheint, ansässig. Insgesamt kommt die Region auf 370 traditionelle Lebensmittel und Weine, die in der Gastronomie großen Anklang finden.

Das Roburent-Massiv in Argentera
Das Roburent-Massiv in Argentera

Typische regionale Trattorien, Weinbars und historische Stadtcafés, Gelaterien und Berghütten laden zum Schlemmen ein. In der gesamten Region sind 46 Sterneköche tätig, die ihrer Kreativität beim Kochen ihren Lauf lassen und die in der Regel auf die lokalen Produkte zurückgreifen. Das macht das Piemont so einzigartig, das macht es touristisch wertvoll.

Vom Barolo zum Ratafià

Zu den wichtigsten Produkten gehören zweifelsohne die piemontesischen Rotweine Barolo, Barbaresco, Nebbiolo und Dolcetto aus dem Asti-Gebiet, den Langhe und Roero, aber auch dem Monferrat. In Alba ist der Trüffel nicht mehr wegzudenken. Er gehört dazu und wird jährlich auf Trüffelmessen zu Höchstpreisen verkauft. Eigens dafür ausgebildete Schweine und Hunde, die die Trüffel unter der Erde erschnüffeln können, ziehen mit dem Herrchen und Frauchen durch die dichten Wälder im Oktober rund um Alba, um eine von den wertvollen unterirdischen Pilzknollen zu erhaschen. In Andorno Micca wird der Ratafia, ein Kräuterlikör hergestellt, in Occhieppo superiore Lauretana, das laut Hersteller leichteste Wasser der Welt. Ferrero produziert seine Schokoladenköstlichenkeiten und viele Bäckereien die Grissini, die von der königlichen Familie Savoyer erfunden worden sein sollen. 

Der Slow Food kommt aus Bra

In Bra in der Provinz Cuneo wurde der Slow Food geboren, eine internationalen Vereinigung zur Förderung der lokalen Küche und des Weines. Rund 70.000 Mitglieder in mehr als 50 Ländern zählen seither zum Slow Food. Alle zwei Jahre wird anlässlich des Slow Foods in Turin der Salone del Gusto veranstaltet, eine Messe regionaler Produkte. Ein Traum für jeden Kulinariker. 

Die 5 UNESCO-Weltkulturerbestätten

Auf den Heiligen Bergen: Oropa im Biellese
Auf den Heiligen Bergen: Oropa im Biellese

Die königlichen Residenzen insbesondere in und um Turin, die Heiligen Berge, auf denen Andachtsstätten wie Oropa aus 16. und 17. Jahrhundert sich perfekt in die natürliche Umgebung und Landschaft mit Wäldern, Hügeln und Seen einfügen, die Weinbau- und Weinproduktionslandschaften Langhe-Roero und Monferrato sowie die archäologische Fundstätte Viverone und Azeglio mit ihren prähistorischen alpinen Pfahlbauten gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe. 

In der Hauptstadt Turin brodelt das Leben

Die Hauptstadt Turin brodelt voller Leben. Sie war die erste Hauptstadt Italiens und ist durch ein reiches Erbe an Denkmälern, Veranstaltungen, und Museen gekennzeichnet. Beeindruckend ist das riesige Ägyptische Museum, das gleichzeitig nach Kairo das zweitgrößte der Welt ist. Zudem hat die turbulente Stadt eine Vielzahl weiterer Museen zu bieten wie dem Nationalen Filmmuseum, das zu den bedeutendsten der Welt gehört und das in der 167 m hohen Mole Antonelliana, dem Wahrzeichen Turins,  untergebracht ist.  Kunst, Kultur und Architektur sind in Turin verwurzelt. Neben den Museen existieren noch eine Vielzahl an privaten Stiftungen und Kunstmessen, darunter die Fondazione Pistoletto, das Castello di Rivoli und die Artissima, die Werke der großen Künstler des 20. Jahrhunderts beherbergen.

Die schönsten Seen sollten nicht verpasst werden

Lago Nero im Valle Maira
Lago Nero im Valle Maira

Neben Turin bieten der Ortasee und der Lago Maggiore sowie der Lago Viverone eine schöne Seenlandschaft, die es zu entdecken gilt. Sicherlich ist der Lago Maggiore von größerem touristischen Interesse, denn hier befinden sich einige sehenswerte Inseln, die malerisch gelegen und bepflanzt sind. Zu den schönsten Inseln im Lago Maggiore gehören die Isola Bella, die Isola Madre und die Isola dei Pescatori, die allesamt Inseln der fünf Borromäische Inseln im Lago Maggiore darstellen. Im Ortasee befinden sich der Sacro Monte d’Orta und die Isola San Giuglio, die unbedingt besucht werden sollten. 

Weitere sehenswerte Orte im Piemont

Murmeltier nahe Lago Visaisa Acceglio
Murmeltier nahe Lago Visaisa Acceglio

Von historischem Interesse ist die Sacra di San Michele im Susatal, eine Burganlage, die Kulisse für den Roman „Im Namen der Rose“ von Umberto Eco war. Zudem ist die Basilica della Natività di Maria Vergine, auch als Superga bekannt, nicht zu verpassen, denn hier liegen die Gebeine der königlichen Familie Savoyer begraben und hier nahm das Drama 1949 seinen Lauf, als die italienische Fußballnationalmannschaft mit einem Flugzeug abstürzte. Weitere wichtige Sehenswürdigkeiten im Piemont sind das Castello di Racconigi in Racconigi, der Sacro Monte di Oropa (Wallfahrtsstätte), der Sacro Monte di Varallo (Wallfahrtskirche)und der Safaripark Pombia in Pombia.

Langhe-Roero im Winter im Schnee
Langhe-Roero im Winter im Schnee

Vom Piemontesisch zum Okzitan

Die Verwaltungssprache ist, wie in vielen anderen Regionen auch, Italienisch. Doch einige Gegenden beherrschen noch das Piemontesisch und das Okzitan sowie Franko-Provenzalisch. Teilweise wird hier auch Französisch gesprochen und gilt dann dort auch als die Amtssprache. Walserdeutsch hört man in den Alpenregionen wie in Rimella und San Gottardo noch heute von einigen älteren Bewohnern.

Wie entstand das Piemont?

Esel in Rassa
Esel in Rassa

Die Geschichte von Piemont hat ihren Ursprung durch den römischen Rückzug. Da hier besonders fruchtbarer Boden vorlag, siedelten sich die ersten Völker an. 1792 fand der erste Koalitionskrieg mit Frankreich statt. Durch Napoleon musste der damalige König abtreten. Das Piemont musste vorerst aufgegeben werden.

1800 wurde Italien wieder zurückerobert und der sardinische König wurde erneut niedergeschlagen.

1815 wurde durch den Wiener Kongress die Ordnung des Landes wieder hergestellt. Die Österreicher wurden durch Aufstände zurückgedrängt und 1861 wurde Piemont als Verwaltungseinheit vernichtet.

Wirtschaftliche Probleme machten sich bemerkbar und 1946 wurde eine Dezentralisierung umgesetzt.

Erst Mitte der 70er Jahre wurde das Piemont wieder als Region erwähnt und es herrschten immer wieder Spannungen im sozialen und politischen Wesen.

Der Reisanbau im Piemont

Überflutetes Reisfeld bei Sonnenuntergang
Überflutetes Reisfeld bei Sonnenuntergang

Der Reisanbau ist im Piemont stark vertreten. Vor allem in der Provinz Vercelli und zum Teil Novara und Biella stellt dieser die Hauptagrarwirtschaftsform dar. Wer durch die Provinzen zu den unterschiedlichen Jahreszeiten fährt, kann die einzelnen Wachstumsperioden der Reispflanze mitverfolgen. Sie beginnt im Frühjahr mit dem Stecken der Pflanzen und der Wasserflutung. Die Pflanzen werden heute größtenteils mit Maschinen gesetzt und durch angelegte kleine Wasserkanäle geflutet. Darin entwickelt sich dann ein eigenes Ökosystem mit Insekten, Fröschen und Reispflanzen.

Die Frösche werden heute noch vielerorts gefangen und zu Froschrisotto verarbeitet. Allerdings geht der Bestand zurück, da viele Bauern wegen der horrenden Wasserrechnungen (jeder Bauer erhält eine Rechnung über den Kanal-Wasserverbrauch)  versuchen, nicht zu viel Wasser zu verwenden. Die Reispflanzen werden geflutet, dann aber vielerorts wieder trocken gelegt. Wenn diese herangewachsen sind, werden sie mit Mähtraktoren geerntet.

Reis direkt kaufen in der Cascina

Altes Fahrrad für den Reisanbau
Altes Fahrrad für den Reisanbau

Reis kann man direkt in einer Cascina kaufen. In der Provinz Vercelli existieren zahllose Höfe, die Reis selbst anbauen und zum Verkauf anbieten. Zumeist sieht man ein Verkauf daran, dass am Straßenrand ein Schild aufgestellt ist mit den Worten „Vendita riso„. Häufig werden viele unterschiedliche Reistypen angeboten. Der bekannteste ist der Risotto-Reis. Aber auch der Arborio-Reis wird häufig angebaut. Die Preise variieren je Kilo. Durchschnittlich liegt der Preis für ein Kilo Reis direkt vom Hersteller je nach Sorte bei etwa 1,50 bis 3 Euro.

Das kleine Familienunternehmen Ballasina

Empfehlen kann ich persönlich die Azienda agricola Ballasina Angelo in Granozzo con Monticello (sehr freundlicher und zuvorkommender Besitzer). Angelo verkauft neben den bekannten Reissorten auch selten angebaute Arten sowie zahlreiche Reisprodukte, wie Reiswaffeln, Kekse und vieles mehr. Wer Reis direkt von ihm kaufen möchte, aber nicht nach Italien fahren kann, kann auch über seine Webseite bestellen bzw. ihm eine kurze Mail schreiben. Wer vor Ort ist, der sollte unbedingt seinen kleinen Hofladen besuchen. Für seine Gäste zaubert Angelo dann auch schon mal ein traditionelles Reisgericht mit Slow Food Charakter. Ihn hierfür einfach ansprechen. Er ist ein grandioser Koch, auch wenn er es nicht zugibt.

Ein traditionsreiches Unternehmen: Cascina Acquerello

Die Cascina Riso Acquerello in Tenuta Colombara 2, Livorno Ferraris (VC) kann ich ebenso empfehlen. Der Eigentümer, eine Familie, ist sehr freundlich und zeigt bei Interesse auch den gesamten Hof.

Mein Tipp: Fragen Sie nach dem Museum der Cascina Acquerello. Sie erhalten dort Einblicke in das frühere Leben der Cascina. Dieses Museum bringt Sie in alte Zeiten zurück, denn Sie werden eine alte Schule, die am Hof stattfand, das Lehrerzimmer, die kleine Wohnung der Lehrerin mit unzähligen Fotos und Gegenständen sowie eine alte Werkstatt mit alten Geräten und Maschinen vorfinden.

Cascina Acquerello, Innenhof