Im Jahr 2022 haben in Italien sexuelle Gewalt, Diebstähle und Raubüberfälle sowie Straftaten von Minderjährigen (+14,3 %) zugenommen, wie die Bilanz der Polizei für die Verbrechen im Jahr 2022 offenbart. Aktuell ist Italien gemessen an der Zahl der Tötungsdelikte nach Norwegen und der Schweiz das drittsicherste Land in Europa. Allerdings nimmt ein großstädtisches Phänomen, das während der Covid-Pandemie immer stärker wurde, zu: Babygangs, wie sie beispielsweise in Mailand, Perugia und Neapel anzutreffen sind. Die Regierung prüft nun neue Regelungen und Gesetze, die angesichts der aktuellen Daten der Kriminalität in Italien wohl gerechtfertigt sind.

Straftaten von Minderjährigen nehmen zu

Ein Vergleich zeigt: Gegenüber dem Zeitraum von Januar bis Oktober 2019 ist die Anzahl der gemeldeten und festgenommenen Minderjährigen im Jahr 2022 um +14,3 % gestiegen. Dabei gab es einen rapiden Anstieg von Angriffen (+53,8 %), freiwillige Tötungen (+35,3 %, entspricht ein Anstieg von 17 im Jahr 2019 auf 23 im Jahr 2022), versuchte Tötungen (+65,1 %), Raubüberfälle (+75,3 %, +91,2 % auf öffentliche Straßen), Körperverletzungen (+33,8 % ) und Prügeleien (+50 %).

Diebstähle und Raubüberfälle

Nicht nur Minderjährige haben im Jahr 2022 in Italien Raubüberfälle begangen, sondern auch Erwachsene, wie das Dossier über die Kriminalität in Italien im Jahr 2022 von der Zentraldirektion der Kriminalpolizei zeigt. Insgesamt ist die Zahl der Diebstähle im Vergleich zu 2021 um 19,7 % gestiegen, was in absoluten Zahlen ausgedrückt 782.391 Anzeigen entspricht. Vor der Corona-Pandemie lag die Diebstahlsquote bei 887.905 Anzeigen im Jahr 2019. Die Zahl der Raubüberfälle beläuft sich im Jahr 2022 auf +18,2 %.

Sexuelle Gewalt und Stalking

Sexuelle Gewalt hat in Italien im Vergleich zu den ersten zehn Monaten des Jahres 2021 um fast +15,7 % zugenommen. Stalking ging hingegen auf 10,3 % zurück. Erfreulicherweise konnte auch ein Rückgang von 3,9 % bei häuslicher Gewalt registriert werden. Dagegen stieg die Anzahl der Tötungsdelikte, bei dem Frauen Opfer wurden, im Vergleich zum Vorjahr auf 3 %.

Tötungsdelikte in Italien

Im Jahr 2022 wurden in Italien insgesamt 309 Tötungsdelikte registriert, wovon 122 Frauen Opfer wurden. 100 getötete Frauen wurden durch die Familie oder den Partner getötet. Insgesamt beläuft sich die Anzahl der Tötungsdelikte bei Frauen, die durch den Partner getötet wurden auf 59.

Im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2021 ist die Anzahl von Partnermorden von 77 auf 65, sprich um 16 % gesunken (die Zahl der weiblichen Opfer sank von 69 auf 59, sprich um 14 %).

Das Dossier der italienischen Kriminalpolizei weist zudem daraufhin, dass die Tötungsdelikte seit 1990 überwiegend abnehmen. Im Jahr 1990 wurden 3.012 Tötungsdelikte registriert, im Jahr 2007 632 und im Jahr 2022 309.

Italien gilt als sicheres Land

Gemäß der italienischen Kriminalpolizei gilt Italien als eines der sichersten Länder in Europa. Es nimmt laut den Angaben der Kripo in Italien die dritte Stelle hinter Norwegen und der Schweiz ein.

So werden in der Rangliste der freiwilligen Tötungsdelikte pro 100.000 Einwohner folgende Länder mitunter angegeben: Italien 0,6 %, Deutschland 0,9 %, das Vereinigte Königreich 1,2 % und Frankreich 1,4 %.

Im Jahr 2022 hat es in Rom 26 Morde gegeben, in Mailand 19 Morde, im Vergleich dazu in Brüssel 179 Morde und in Paris 100 Morde.

Online-Betrug nimmt zu

Auch Italien ist vor Online-Betrug nicht gefeilt. Zwei von drei Betrügereien werden in Italien online begangen. So kletterte die Quote von 66,3 % im Jahr 2021 auf 68,2 % im Jahr 2022. Die Online-Kriminalität in Italien nimmt also zu.

Im Urlaub umsichtig sein

Wer in Italien Urlaub machen möchte, sollte insbesondere nachts an Hauptbahnhöfen umsichtig sein. Insbesondere bei Großstädten wie Neapel, Rom und Mailand sollte nachts nahe der Hauptbahnhöfe und in bestimmten Quartiere (Stadtteilen) nicht verkehrt werden. Auch die engen Gassen in Perugia und der alte Hafen in Genua sollten nachts nicht unbedingt mehr als nötig frequentiert werden. In den südlichen Städten wie Trapani, Gioia Tauro, zum Teil Palermo und komplett Neapel sollte nachts nicht mehr umhergeschlendert werden.

Grundsätzlich immer zu meiden ist aktuell Scampia in Neapel. Wem sein Leben lieb ist, sollte diesen Vorort nicht besuchen.

Wer kann, sollte sein Auto immer in einer hoteleigenen Garage oder auf einen hoteleigenen Parkplatz parken, insbesondere in Neapel und Rom. In beiden Städten werden gerne nachts Autos aufgebrochen. Dies gilt auch für einige Stadtteile Mailands.

Ansonsten ist wie auch in Deutschland am Tage auf Taschendiebstahl zu achten, insbesondere in Tram, Zügen und Bussen. Ein beliebtes Ziel von Taschendieben sind mitunter die Tram von Perugia und die Bahn vom Flughafen Fiumicino nach Rom Termini.