Die Ansiedlung Mailands kann auf eine lange, abwechslungsreiche Geschichte zurückblicken, reich an Kriegen, Intrigen, Liebschaften und Verrat, aber auch an Kuriositäten und Witzigem. Lesen Sie nachfolgend einen kurzen Abriss der Geschichte Mailands, bestückt mit einigen nennenswerten Kuriosäten.
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Von der Antike zum Frieden von Konstanz
Gegründet wurde die Stadt bereits in der Antike. Den Geschichtsberichten zufolge um das Jahr 225 v. Chr., nachdem die Römer die Kelten besiegten.
Auch in der Spätantike, zur Zeit der Völkerwanderung, wurde Mailand von militärischen Auseinandersetzungen nicht verschont. Die Hunnen und Ostgoten setzten der Stadt zu. 774 n. Chr. ging Mailand an Karl der Große über. 1122 eroberte der Staufer Friedrich Barbarossa die Stadt und zerstörte sie zu großen Teilen. Der Frieden von Konstanz bescherte den Mailändern eine gewisse Macht und Reichtum.
Von den Visconti und Sforza zu Napoleon
Auf die Herrschaft des Adelgeschlechts der Visconti, die in Mailand von 1277 bis 1395 regierten, folgten die Sforza. 1535 starb das Geschlecht der Sforza aus und die Ortschaft fiel erst unter spanische und anschließend unter österreichische Herrschaft, bis Napoleon die Stadt im Jahre 1796 eroberte.
Die Legende der Kirche San Tomaso in Terramara
Die Kirche San Tomaso in Terramara (offiziell heute als San Tomaso Apostolo bekannt) in der Via Broletto gehört nicht unbedingt zu den Top 10 Sehenswürdigkeiten der Stadt, jedoch erzählt man sich bis heute eine kuriose Legende. Es galt einen Mann zu bestatten, der der Ehemann einer mittellosen Frau war, die das Honorar des Priesters nicht bezahlen konnte. Somit weigerte sich der Priester, die Beerdigung durchzuführen, wodurch er den Zorn von Giovanni Maria Viconti, dem Herzog von Mailand, der im 14. Jahrhundert lebte, auf sich zog. Dieser ließ den knausrigen Priester kurzerhand lebendig im Sarg des verstorbenen Mannes auf dem Friedhof der Kirche begraben. Daher rührt der die Bezeichnung „Terra Amara“ (bittere Erde). Allerdings gibt es noch eine zweite Version, eine womöglich glaubwürdigere, die besagt, dass der Name der Kirche auf die Menschen zurückgehen soll, die sich an diesem Ort in Mailand vor den Barbaren geflüchtet hatten.
Die besondere Kirche Rotonda di Porta Vittoria
In der napoleonischen Zeit wurden in Mailand viele Kirchen und Klöster zerstört. Die Stadt war bis zum Einzug Napoleons nur so übersät von Kirchen. Eine besondere Kirche war die Rotonda di Porta Vittoria (heute Rotonda della Besana), die auch Foppone genannt wurde und die sich heute ein paar Schritte südlich der Piazza Cinque Giornate befindet. Die Kirche diente Ende des 17. Jahrhunderts als Friedhof der Leichen, die im Krankenhaus starben und nicht abgeholt wurden. Sie wurden in große unterirdische Räume geworfen und dann zugemauert. Diese Foppone dienten in Italien als Notfriedhöfe. Es waren große Gruben, die ausgehoben wurden und in der Regel nahe der Stadtmauern lagen, um den Hygienstandards der Zeit gerecht zu werden.
Die spätbarocke Kirche, die heute Rotonda della Besana oder auch Chiesa di San Michele ai Nuovi Sepolcri (1695-1700) heißt, wird von einem Säulengang aus dem 18. Jahrhundert umrundet. Die Kirche selbst weist einen Grundriss in Form eines griechischen Kreuzes auf. Auf den Kapitellen der Säulen befinden sich dekorative kleine Totenköpfe und Knochenmotive, die an den ursprünglichen Zweck des Gebäudes erinnern.
Heute steht auf der Piazza Cinque Giornate ein Denkmal vom lombardischen Bildhauer Giuseppe Grandi aus dem Jahr 1895, mit der Inschrift:
Aus dem Hypogäum der Zeit des großen Mailänder Krankenhauses am 18. März 1895
Inschrift des Denkmales der Piazza cinque giornate
Hierher wurden die sterblichen Überreste derer gebracht, die in den 5 Tagen des März 1895 unter dem Eisen des Feindes fielen, die die ganze Lombardei und Italien auf eine neue Ära der Unabhängigkeit und Freiheit vorbereitet haben.
Die Beleuchtung der Stadt war nur sporadisch
In Mailand war die Beleuchtung sehr sporadisch gehalten. Straßenlaternen gab es in der Art noch nicht, lediglich Fackeln beleuchteten einige wichtige Gebäude der Stadt, zumeist Villen vornehmer Geschlechter. Damals gab es noch den Beruf des Lakaien, der die Beleuchtung für seinen Herren vornahm. Lediglich die vielen Madonnenbilder, die in Mailand aufgestellt waren, waren mit einem schwachen Licht ausgestattet, das somit zumindest ein wenig die Straßen beleuchtete.
Keine Hausnummern und Straßennamen
Bevor Staßenschilder in Mailand Einzug erhielten, musste die Stadt ohne Schilder, ohne Huasnummern und ohne Straßennamen auskommen. Wer also in einer Straße wohnte, gab die nächstgelegene Kirche als Adresse an.
Das Albergo del Pozzo
Es gab ein Hotel in Mailand namens Albergo del Pozzo. Hier ließen sich Ausländer, Reisende und auch gut betuchte Leute nieder. Dies machte schnell die Runde und so kam es, dass jedes Mal, wenn ein Gast sich im Hotel niederließ, eine Gruppe von Straßenmusikern im Hotel einfand, um dort ein Ständchen zu singen, in der Hoffnung, doch ein paar Münzen zu ergattern.
Die Weltkriege
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts litt Mailand unter den Bomben des Zweiten Weltkrieges. 60 Prozent der gesamten Häuser in Mailand waren zerstört, auch die Produktion war zu großen Teilen vernichtet. Denkmäler wie das Castello Sforzesco, die Pinacoteca di Brera und die Galleria Vittorio Emanuele II waren stark beschädigt. Es gab kaum Nahrungsmittel, das Brot wurde nur dreimal die Woche ausgegeben und Elektrizität wurde rationiert. Kerzen und stinkende Karbidlampen halfen in der Dunkelheit, allerdings explodierten diese auch gerne mal. Mailand war in einem desaströsen Zustand, wie der italienische Schriftsteller, Journalist und Fernsehmoderator Corrado Augias berichtet. Er ist bis heute Zeitzeuge.
Die Nachkriegszeit in Mailand
In der Nachkriegszeit erlebte die Stadt einen enormen Aufschwung zur modernen Modemetropole. Das Zentrum wurde neu errichtet, die Bahnhöfe ebenso, da diese im Krieg überwiegend zerstört wurden. In den 70er Jahren begann ein Bauboom, nicht zuletzt, weil viele Arbeiter aus dem Süden des Landes in den Norden gingen. Mailand erlebte einen wirtschaftlichen Aufschwung. War es doch die Metropole, die Theater, Mode, Design und Architektur hervorbrachte. Mailand war der eigentliche Wirtschaftsmotor, auch wenn damals Rom wegen seiner industriellen Güter als wirtschaftlicher Kern Italiens galt.