Zwischen den Spuren der Agrarindustrie und den Spuren der längst vergangenen Gonzagas schenkt das Gebiet Oltrepo Mantovano in der südlichen Lombardei seinen Bewohnern eine Vielzahl an unterschiedlichen Früchten, die von ihnen gekonnt in schmackhafte Tafelfreuden verwandelt werden. Das Oltrepo Mantovano entfaltet eine sehenswerte Landschaft mit sanften, flachen Ebenen und Feldern, die mit Kanälen, Überschwemmungsgebieten und Dämmen durchzogen sind. Die große Biegung des Flusses Po begrenzt Oltrepo Mantovano im Norden, wo der Fluss majestätisch fließt, gespeist von Oglio, Mincio und Secchia.
Land aus Wasser und Felder
Oltrepo Mantovano ist ein Gebiet, das aus dem jahrhundertelangen Kampf des Menschen um die Eindämmung des Wassers, die Urbarmachung und Bewässerung der Felder entstanden ist. Diese Umgestaltungen, die die Stagnation des Wassers und damit Krankheiten wie die Malaria beseitigten, begannen bereits im frühen Mittelalter durch die Benediktiner von Polirone.
Der Kanal Parmigiana-Moglia machte Oltrepo fruchtbar
Zu den großen Landgewinnungsarbeiten, die im 20. Jahrhundert abgeschlossen wurden, gehört der 1926 fertiggestellte Kanal Parmigiana-Moglia, der insbesondere die Böden, die heute intensiv mit Weizen, Mais, Reis, Rüben und Futtermitteln bebaut werden, aufwertete und fruchtbar machte. Noch heute zeugen entlang der Dämme und Kanäle zahlreiche Pumpstationen von diesen Bemühungen. Einige dieser Stationen, wie San Siro, sind schöne Beispiele für die Industriearchitektur des frühen 20. Jahrhunderts.
Die Landwirtschaft ist nach wie vor bedeutend
Das alte Wasserstraßennetz wurde durch befahrbare asphaltierte Straßen ergänzt, an denen sich zahlreiche landwirtschaftlich-industrielle Siedlungen befinden. Die Landwirtschaft ist nach wie vor von grundlegender Bedeutung für die mantuanische Wirtschaft, aber auch die Rinderzucht, die mit der Milchwirtschaft verbunden ist, und die Schweinezucht sind weit verbreitet, so dass man von einer echten „Schweinekultur“ sprechen könnte. Hierbei bedenke man, dass die Provinz Mantua in der Lombardei die Provinz mit der größten Schweinezucht ist.
Der Traditionswein Lambrusco Mantovano
Die Ebene rechts des Po ist auch das Reich des Lambrusco Mantovano, des „Traditionsweins“, der auf die Zeit der Benediktiner zurückgeht. In einer grünen Landschaft, reich an Obstgärten und Pappelhainen, kontrastiert der Stil der neuen Bauernhöfe mit der einsamen Präsenz alter und monumentaler roter Backsteinbauten, die von der Herrschaft der Familie Gonzaga zeugen, die hier fast vier Jahrhunderte lang, von 1328 bis 1707, herrschte.
Der Gardasee ist nur einen Katzensprung entfernt, der Po fließt an ihm vorbei, die Flüsse Mincio und Oglio umschmeicheln ihn, der Secchia durchquert ihn, die Moränenhügel umarmen ihn und die fast unversehrten Überreste der Gonazagas sind das Zeugnis einer großen kulturellen Inspiration.
Parmigiano Reggiano aus der Region Mantua
Wenn man die Milchproduktion in der Lombardei betrachtet, kommt man nicht am Parmigiano Reggiano vorbei, der ebenfalls in der Provinz Mantua, im äußersten Westen der Lombardei zwischen dem Fluss Po und der Grenze zur Emilia-Romagna, hergestellt wird. Nahezu die gesamte Milch in diesem Gebiet ist für den Parmesankäse bestimmt, dessen Herstellungsgebiet fast ausschließlich hügelig ist.
Das von diesen Feldern stammende Futter für die Milchkühe verleiht der Milch besondere Eigenschaften. Die klimatischen Bedingungen ebenso beeinflussen die Reifung, während die traditionellen Verarbeitungsmethoden, die von Generationen lokaler Käser überliefert wurden, es ermöglichen, ein wertvolles und unnachahmliches Produkt zu schaffen.
Die Rinde des Parmigiano Reggiano aus dem Gebiet Mantua ist in der Regel hart, dick und glatt, von dunkelgelber oder natürlich goldener Farbe. Die Konsistenz des Käses, der sich leicht in Flocken ablöst, ist von mehr oder weniger ausgeprägter strohgelber Farbe, oft winzig körnig mit kaum sichtbaren Löchern. Insgesamt sind Geschmack und Aroma würzig, zart, wohlriechend und ohne pikante Nuancen.
Der Parmigiano Reggiano ist ein absolutes Naturprodukt in der regel ohne chemische Zusätze. Gerieben ist er eine unverzichtbare Zutat vieler Gerichte. Klassische wird er in Flocken mit einer Beilage von Obst oder Wein serviert.
Fahrradtour durch Oltrepo Mantovano
Die Besichtigung mit dem Fahrrad ermöglicht es, die herrlichen Spuren zu bewundern, die die Familie Gonzaga während ihrer langen und raffinierten Anwesenheit hinterlassen hat, und lädt dazu ein, sich von den köstlichen Aromen der lokalen Küche und dem lebendigen Lambrusco-Wein verführen zu lassen.
Die Route führt durch den mittleren Teil der Poebene: von Mantua nach Pietole, um Bagnolo San Vito zu erreichen, von wo aus der Po überquert wird, um in den Oltrepo zu gelangen. In San Benedetto Po geht es dann hinunter zur Grenze der Provinz Modena, nach Gonzaga, das seinen Namen der Adelsfamilie verdankt und schöne Beispiele der mantuanischen Renaissancearchitektur bewahrt. Anschließend lädt die Fahrradtour ein, an der Provinzgrenze entlangzufahren, vorbei an Moglia, San Giacomo delle Segnate, Poggio Rusco und dann hinauf nach Villa Poma und Revere, wo erneut der Po überquert und Ostiglia erreicht wird.
Von Ostiglia aus geht es dann über Governolo und Bagnolo San Vito zurück nach Pietole. Auf einigen Bauernhöfen, wie dem Arginino Piccolo in Ostiglia, können zudem Ausflüge zu Pferd entlang der Dämme organisiert werden.